Finanz-Ausschuss

Der Finanzausschuss des Kirchengemeinderates (KGR) hat eine ganz besondere Bedeutung: Er ist kirchengesetzlich vorgeschrieben – alle anderen Ausschüsse werden jeweils nach Bedarf eingerichtet. Zugleich ist er der Ausschuss, der vorwiegend in aller Stille funktioniert – gut ist, wenn er seine Aufgaben reibungslos und unaufgeregt erledigt. unterwegs fragte Astrid Nissen-Schmidt, Vorsitzende des Finanzausschusses der Emmaus-Kirchengemeinde, nach Ihren Erfahrungen aus fast drei Jahren Arbeit.

unterwegs:  Mal eine provokante Frage ganz zum Anfang: Wann ist die Emmausgemeinde „pleite”?

Astrid Nissen-Schmidt: Die beruhigende Antwort: Nie. Als Körperschaft des öffentlichen Rechts kann sie nicht insolvent werden. Das bedeutet aber nicht, dass wir uns deshalb zurücklehnen können. Wir haben finanzielle Herausforderungen, die wir lösen müssen. Am liebsten natürlich allein und ohne Hilfe von außen.

unterwegs:  Was sind das für Herausforderungen, woher kommen sie?

Astrid Nissen-Schmidt:  Das wohl größte Problem kennen wir alle: den Mitgliederschwund der Kirchen, also auch unserer Gemeinde. Im Moment sprudeln die Einnahmen noch. Aber die Mittel aus der Kirchensteuer werden geringer – es gibt viele Dinge, die wir uns heute noch leisten, von denen wir uns aber werden verabschieden müssen. Es sei denn, wir finden andere Formen der Finanzierung.

unterwegs:  Was für Formen könnten das sein?

Astrid Nissen-Schmidt:  Einige Finanzierungsmodelle sind bereits erprobt. So zum Beispiel die Unterstützung vieler Projekte und Baumaßnahmen durch die Fördervereine der Gemeinde. Hier wird privates Geld gesammelt und sehr positiv eingesetzt. Das entlastet natürlich den Haushalt ganz erheblich.

Andere Modelle müssen und können sicherlich noch weiter entwickelt werden. So etwa die Vermietung unserer Immobilien, insbesondere der Gemeindehäuser, die ja nicht jeden Tag und zu jeder Tageszeit voll ausgelastet sind. Und auch über die Finanzierung kultureller Veranstaltungen durch einen moderaten Eintrittspreis sollte gesprochen werden. Ohne zusätzliches Geld wird es sicher nicht gehen.

Wobei das Zauberwort ganz anders heißt: Sparen!

unterwegs:  Wo kann denn gespart werden?

Astrid Nissen-Schmidt:  Auch darüber wird nachgedacht. Unsere wesentlichen Kostenposi-tionen betreffen die Mitarbeiter und die Gebäude – zum Beispiel die Kosten für Heizung und Strom. Es ist abzusehen, dass das wehtun kann. Deshalb müssen wir Schwerpunkte in unserer Gemeindearbeit setzen.

unterwegs:  Welche Aufgaben bewegen den Ausschuss noch?

Astrid Nissen-Schmidt:  Wir haben seit Jahren das Problem, dass auf Kirchenkreisebene die Umstellung der Buchhaltung von kameralistischer auf doppelte Buchführung schief gelaufen ist.

Das heißt zum einen, dass ein Rückstand aufzuarbeiten ist, von dem noch niemand weiß, wie lange er uns noch belastet. Dabei leisten heute die Sachbearbeiter in der Verwaltung eine sehr gute Arbeit.

Und das heißt zum anderen, dass wir gelegentlich Entscheidungen im freien Fall treffen müssen, weil wir belastbare Zahlen nicht haben. Die Gestaltungsmöglichkeiten sind also nicht sehr groß, und wir müssen sehr vorsichtig und verantwortungsvoll mit den uns anvertrauten Mitteln umgehen.

unterwegs:  Hat der Finanzausschuss ein bestimmtes Motto?

Alles wird sich fügen!

aus:  unterwegs – Der Gemeindebrief, Ausg. 2019-4